Nachdem der Frauen-Notruf in den letzten Jahren sein Angebot immer mehr einschränken musste, kann er gewaltbetroffenen Frauen und ihren Bezugspersonen jetzt wieder schnellere Hilfe anbieten.
Möglich wurde dies durch eine deutliche Aufstockung der Zuschüsse von Stadt und Landkreis Göttingen, die es dem Notruf ermöglichten, eine weitere Fachkraft einzustellen. Anfang des Jahres wandte sich das Team mit einem Hilferuf an die Politik. „Die Beratungsanfragen sind in den letzten Jahren kontinuierlich um knapp ein Viertel angestiegen. Zudem leiden die Ratsuchenden unter immer größeren Belastungen,“ berichtet Diplom-Psychologin Ulrike Brockhaus. Ursachen dafür lägen u.a. in der Corona Pandemie, einer schlechter werdenden Versorgungslage und Fluchterfahrungen. „Außerdem tragen unsere gemeinsamen Anstrengungen im Göttinger Netzwerk Früchte: wir erreichen Frauen, die von sexueller oder Partnerschaftsgewalt betroffen sind, heute besser als noch vor ein paar Jahren. Das ist ein Erfolg!“ weiß Brockhaus. Fatal sei nur, dass im Notruf Personal weggefallen sei, welches durch Projekt- und Eigenmittel finanziert worden sei. Gleichzeitig werde es immer schwieriger, Klientinnen in Psychotherapien weiter zu vermitteln.
„Wir mussten in den letzten Jahren unsere telefonische Erreichbarkeit einschränken, konnten Betroffenen nur noch wenige Termine anbieten und dies oft auch nicht mehr so zeitnah wie nötig. Kaum noch möglich war es, auch mal bei einer Frau aktiv nachzuhaken, die den Kontakt abbrach und um die wir uns Sorgen machten,“ listet die Psychologin auf. Auch die Teilnahme an manchen wichtigen Arbeitskreisen habe man schweren Herzens aufgeben müssen.
Jetzt konnte dank der höheren Förderung die Sozialpädagogin Janne Wand eingestellt werden, die den Masterabschluss Therapeutische Soziale Arbeit hat. Gut für den Frauen-Notruf: Wand kennt die Arbeit bereits gut, da sie das Team schon einige Jahre studienbegleitend unterstützt hat. „Ich freue mich sehr, dass ich mich jetzt mit ganzer Kraft dieser wichtigen Arbeit widmen kann“ sagt sie. Wand wird sich in der Beratungs-, Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit engagieren und einen besonderen Fokus auf das Thema Gewalt mittels digitaler Medien legen, in dem sie Expertise mitbringt. „Diese Form von Gewalt spielt in den Beratungen eine immer größere Rolle“, berichtet sie. „Wir brauchen angepasste Beratungskonzepte und wollen verstärkt präventiv tätig werden.“